Sowohl über die Wechseljahre also auch die vielen Arten von Stress wurde schon auf dieser Seite berichtet. Doch wie spielen diese beiden Sachen zusammen bzw. was legen sie im Körper lahm? Und was hat das Stresshormon Cortisol mit alledem zu tun?

Würde ich eine Umfrage starten unter Frauen, die 1. Stress haben und 2. sich gerade in den Wechseljahren befinden, würden neun von zehn Frauen darüber klagen, dass sie immer dicker werden, ein ungeheures Schlafbedürfnis haben, schlecht drauf sind, unter Essattacken leiden, ständig Schoki naschen könnten und gleichzeitig übermäßige Lust auf Salziges haben. Was hat es damit auf sich?

Der Hormonhaushalt in den Wechseljahren

Wie ich bereits an anderer Stelle erörtert habe, braucht die Frau ab 50+ sehr viel weniger Östrogen als davor. Ich wiederhole es gerne: das hat nichts damit zu tun, dass Frauen in dem Alter nicht mehr begehrenswert sind, sondern lediglich damit, dass sich der Körper nun nicht mehr auf Schwangerschaften einstellen muss. Es bricht eine Zeit für etwas anderes, Neues an, im besten Falle für sich selbst.

Das wenige Östrogen, das nun noch benötigt wird, wird nicht mehr in den Eierstöcken produziert, sondern in den Fettzellen und den beiden Nebennieren bzw. in der Nebennierenrinde.

Die Nebennieren sitzen beidseits auf den Nieren und bestehen aus zwei Teilen: der Nebennierenrinde und dem Nebennierenmark. In der Nebennierenrinde wird das Stresshormon Cortisol produziert.

Stress und was die Nebennieren damit zu tun haben

Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, haben meist schon ein paar “bewegte“ Jahre hinter sich. Da kommt schnell einiges an Herzschmerz zusammen, Ärger mit Kollegen, Stress mit den Kindern, viel zu viel Arbeit, vielleicht ungesundes Essen, der Mangel an erholsamen Phasen im Alltag, zu wenig Bewegung und zu viel Umweltgifte (einschließlich E-Smog). Wird dieser Stress über einen längeren Zeitraum „ertragen“, sprechen wir von chronischem Stress.

Chronischer Stress betrifft große Teile der Bevölkerung und kann zu einer Schädigung der Nebennieren und starken Erschöpfungszuständen führen, die sich bis zum sogenannten Burnout verschlimmern können.

Die Gründe, die zu einer Schwächung der Nebennieren durch Stress führen, sind oft mehr als nur psychischer Natur. Auch Umweltgifte wie z. B. Pestizide können dazu gehören, genauso wie chronische Entzündungen, virale Belastungen und Nährstoffmängel. Was davon genau oder welche Kombination bei der jeweiligen Klientin eine Rolle spielen, dem muss unbedingt auf den Grund gegangen werden, damit man die Ursachen gezielt angehen kann und einen nachhaltigen Behandlungserfolg erzielt.

Zu den häufigsten Stressfaktoren zählen:

  • psychisch, emotional: Lärm, Leistungsdruck (auch der eigene), Trennungen, Streit, unglückliche Beziehungen, Mobbing, der Tod eines nahestehenden Menschen, Schock und Traumata
  • Umweltbelastungen und Toxine: Abgase, Rauchen, Weichmacher, Elektrosmog, Pestizide u. v. m.
  • Schwermetallbelastungen: Quecksilber, Arsen, Blei, etc.
  • Elektromagnetische Strahlung: DECT-Telefone, Babyfons (DECT), Mobilfunk, WLAN und Bluetooth
  • Störfelder auf dem Schlafplatz (Geopathie, Elektrosmog, Strahlen)
  • Chronische Erkrankungen und Autoimmunprozesse
  • Subakute Entzündungen (z. B. Zahnherde)
  • Verdauungsstörungen, Malabsorption, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Nährstoffmängel aufgrund unausgewogener Ernährung, abnehmende Nährstoffdichte in Lebensmitteln und erhöhter Nährstoffverbrauch aufgrund vorliegender Stressoren
  • Schlafmangel
  • Exzessiver Sport, Leistungssport
  • Darmdysbiosen und -entzündungen
  • Infekte: insbesondere der Atemwege, also chronische Bronchitis, Asthma, chronische Sinusitis
  • Verdeckte Virusbelastungen (z. B. EBV) und Borreliose

Das Stresshormon Cortisol

Die Nebennieren produzieren das so genannte Stresshormon Cortisol. Cortisol ist lebenswichtig für den Körper; es folgt dem natürlichen Tagesrhythmus und liegt daher zu unterschiedlichen Zeiten in wechselnden Konzentrationen vor, wobei der Cortisolwert zwischen sechs und acht Uhr morgens am höchsten ist und gegen Mitternacht seinen Tiefpunkt erreicht.

Cortisol hat unter anderem Einfluss auf den Blutzucker, den Fettstoffwechsel, verzögert die Wasserausscheidung und wirkt entzündungshemmend.

Cortisol wird in der Nebennierenrinde gebildet. Aus der gemeinsamen Ursprungssubstanz Cholesterin geht auch das Mineralocorticoid Aldosteron hervor, das für die Blutdruckregulation und den Flüssigkeits- bzw. Elektrolythaushalt wichtig ist. Außerdem wird in der Nebennierenrinde ein Teil der Sexualhormone Östrogen, Testosteron und Estradiol gebildet. Diese Sexualhormone sind insbesondere für Frauen ab den Wechseljahren bedeutsam, und zwar deshalb, weil die Hormonproduktion der Eierstöcke zunehmend nachlässt.

Die Stressbiografie eines Menschen bis hin zum Burnout vollzieht sich in drei Phasen:

  1. Chronischer Stress (überschießende Cortisolproduktion)
  2. Nebennierenschwäche (nachlassende Cortisolproduktion)
  3. Nebennierenerschöpfung (deutlich reduzierte Cortisolproduktion)

Phase 1: zu viel Cortisol

Die Bildung von Cortisol hat für die Nebennieren absoluten Vorrang. Bevor also Sexualhormone produziert werden, werden die Nebennieren immer versuchen, die benötigte Menge an Cortisol bereitzustellen, vor allem in Stresssituationen. Sind wir aber ständig im Stress, produzieren die Nebennieren auch ständig Cortisol. Diese auf Dauer erhöhte Cortisolproduktion kann krank machen, indem sie zu Störungen des gesamten Hormonhaushalts führt, denn das, was in den Hintergrund treten muss, ist die Bildung der Sexualhormone. Das kann zu den oft zitierten Wechseljahresbeschwerden führen. (Einen Zusammenhang zwischen einer Nebenniereschwäche und Störungen des Hormonhaushaltes sieht die hiesige Schulmedizin allerdings nur sehr selten.)

Eine erhöhte Cortisolproduktion hat noch eine zweite Auswirkung: sie führt zu einem Anstieg des Insulinspiegels, der dauerhaft sogar in einer Insulinresistenz und Diabetes Typ II münden kann. Cortisol hemmt zwar zunächst die Insulinproduktion, fördert aber die Neubildung und Freisetzung von Glucose in die Blutbahn. Die Bauchspeicheldrüse versucht nun mit Insulin den Blutzucker zu senken, wodurch der Insulinspiegel dauerhaft hoch ist. Gleichzeitig reagieren die Zellen immer schlechter auf das ständig erhöhte Insulin – es folgt die Insulinresistenz. Im Zuge dessen kommt es zu einer Fettumverteilung mit einem Mehr an Bauch und Hüften und einem weniger an Extremitäten.

Phase 2 und 3: geringe bzw. deutlich reduzierte Cortisolproduktion

Während der chronischer Stress in Phase 1 zu einem zu viel an Cortisol führt, überfordert die ständige Cortisolproduktion die Nebennieren und es kommt zu einer Erschöpfung der Nebennieren (auf neudeutsch: Burnout). Wie wir gelernt haben, begünstigte der hohe Cortisolspiegel in Phase 1 die Ausbildung einer Insulinresistenz. Insulinresistente Zellen kommen jedoch nur schwer an die für Muskelarbeit und Stoffwechselprozesse dringend benötigte Glucose heran und signalisieren dem Körper deshalb: Glucosemangel. Schnelle Unterzuckerung und Heißhungerattacken treten daher jetzt vermehrt auf.

Auch in dieser Phase können Frauen an Gewicht zunehmen. Nicht nur wegen der Heißhungerattacken, sondern weil Cortisol auch zur Freisetzung der Fettreserven benötigt wird. Obwohl die Zellen nun Glucosemangel signalisieren, kann die Umsetzung von Fettsäuren in Glucose nicht stattfinden. Der Blutzucker sinkt weiter, die Fettreserven werden nicht abgebaut.

Alle drei Phasen haben starke gesundheitliche Folgen auf den gesamten menschlichen Organismus. Cortisol ist maßgeblich an der Regulation des gesamten Stoffwechsels und des Immunsystems beteiligt. Es beeinflusst die Bildung anderer Hormone und Neurotransmitter und kann bei einem Zuviel oder Zuwenig die psychische Verfassung eines Menschen bis hin zu Depressionen beeinflussen.

Mobus Addison: Diese extreme Form der Nebenniereninsuffizienz ist zum Glück relativ selten (circa 4 von 100.000 Menschen sind betroffen). Bei einer Nebenniereninsuffizienz sind mindestens 70 Prozent des Gewebes bereits zerstört, beim manifesten M. Addison mehr als 90 Prozent.

Erhöhte Cholesterinwerte können ein Hinweis auf eine Nebennierenschwäche sein

Da Cholesterin der Vorläufer aller Nebennierenrindenhormone ist, wird bei eingeschränkter Leistungsfähigkeit der Nebennieren weniger Cholesterin als vorhaden verbraucht und staut sich an. Der Körper bekommt aber durch den Mangel an Cortisol, Aldosteron und Sexualhormonen ständig das Signal, den Baustoff Cholesterin bereitzuhalten. Daher können erhöhte Cholesterinwerte auf eine Nebennierenschwäche zurückgehen.

Bei einer Nebennierenerschöpfung nimmt nicht nur die Cortisolproduktion ab, sondern auch die Produktion der Sexualhormone und des Aldosterons. Aldosteronmangel führt zu einem niedrigen Blutdruck, was sich in Schwindel und Kopfschmerzen äußern kann.

Durch die verringerte Synthese der Geschlechtshormone kann es zu verschiedenen Störungen kommen, die vor allem Frauen betreffen: Sowohl ein Östrogenmangel als auch eine Östrogendominanz durch Progesteronmangel können auftreten.

Zusammenfassung

Chronischer Stress führt zunächst zu einem Cortisolüberschuss. Das Bereithalten von Cortisol erschöpft auf Dauer die Nebennieren, in denen das Cortisol gebildet wird, sodass es nur noch in geringer Menge und später in stark reduzierter Form ausgeliefert werden kann. Sowohl das Zuviel als auch das Zuwenig können fatale Folgen für den Organismus haben. Dazu zählen: Insulinresistenz und Diabetes Typ II, Fettumverteilung an Bauch und Hüften, Infektanfälligkeit, Heißhungerattacken, Östrogenmangel, Östrogendominanz, Gewichtszunahme, Depressionen, niedriger Blutdruck, Schwindel, Kopfschmerzen, hoher Cholesterinwert und ein niedriger Blutzuckerspiegel.

Posted by:doerte

Schreibe einen Kommentar